Pauline Miller
Bürgerforum Hohenbrunn Riemerling

FASTENPREDIGT 2020: VIEL SPASS BEIM GROSSEN 'DERBLECKEN'

Das Interesse war groß und der Saal im „Alten Wirt“ war bis auf den letzten Platz besetzt, als Bruder Benedikt alias Tilo Hoffmann am 1. März-Sonntag schon zum fünften Mal seine Fastenpredigt hielt. Der Derblecker vom Bürgerforum hatte sich dabei etwas Besonderes einfallen lassen, nämlich ein fiktive Gemeinderatssitzung, in der vor allem der amtierende Bürgermeister Dr. Stefan Straßmair reichlich „Stoff“ abbekam. Aber selbstverständlich auch Gemeinderäte, etwas verfremdet dargestellt. Gleichwohl wussten natürlich alle im Saal, wer gemeint war. 

Zunächst nahm Bruder Benedikt Wahlkampfslogans und -veranstaltungen ins Visier. Besonders gefiel ihm die CSU-Version „Dahoam in der Zukunft“, nachdem seine letztjährige Predigt ja unter dem Motto „Zurück in die Zukunft“ stand. Und so wundersame Events wie „Wintergrillen in der Schokoladenfabrik“ oder ein Notfalltraining für einen Ersthelfereinsatz. Da wäre man auch für den Wahlabend gewappnet, falls jemand in Ohnmacht fällt, wenn die CSU ihre Mehrheit verliert oder gar eine Stichwahl bevorsteht.“ 

Bruder Benedikt vermerkte sehr wohl, dass sich die Grünen wählen lassen wollen, „weil sie hier leben“. Und dieser grüne Slogan gelte nicht nur in Hohenbrunn, sondern in ganz Bayern. 

Bei der SPD holte sich Bruder Benedikt Infos vom Allensbach-Institut, das ermittelt hat, dass 30 Prozent diese Partei für entbehrlich halten. Es scheine so etwas wie die Umkehrung des McDonald‘s-Phänomens zu sein. „Niemand geht hin, aber trotzdem ist es immer voll“. Bei den Sozialdemokraten sei es andersherum. „Die Wähler wünschen der SPD viele Stimmen, machen ihr eigenes Kreuzchen aber konsequent woanders.“ 

Auch die eigene überparteiliche Wählergemeinschaft mit der Bürgermeisterkandidatin Pauline Miller und dem Slogan „Hohenbrunn kann mehr“ blieb nicht unerwähnt. Vor allem nahm Bruder Benedikt auch sich selbst auf Korn, da er als Fastenprediger nach dem Motto „Nicht nur das Erreichte zählt, sondern auch das Erzählte reicht“ bestellt worden sei. 
Ja und dann die fiktive Gemeinderatssitzung mit durchaus ernsthaften Tagesordnungspunkten. Bruder Benedikt bezeichnete die Gemeinderatssitzungen als eine Art Schauspiel und stellte Parallelen zu Carl Orffs Astutuli fest. Diese bayerische Komödie handelt von den „ziemlich Schlauen, die sich für besonders klug halten“. Ähnlichkeiten von Personen oder Vorkommnissen mit dem Hohenbrunner Gemeinderat waren durchaus beabsichtigt aber mit einem entsprechenden Augenzwinkern und Selbstironie zu verstehen. Unterschiedlichkeiten gebe es, so Bruder Benedikt, bereits beim Mobiliar. Während die Gemeinderäte einfache Sitzgelegenheiten zur Verfügung haben, säßen Bürgermeister und Verwaltung auf gepolsterten Stühlen mit höherer Rückenlehne – vermutlich damit man beim Einschlafen während der Sitzung nicht nach hinten fallen kann.

Nach dem üblichen Vorgeplänkel (Anfragen aus dem Publikum, Bericht des Bürgermeisters mit meist äußerst wichtigen Ereignissen aus der jüngsten Vergangenheit) geht es dann nahtlos weiter in der Tagesordnung. Beim Thema Haushalt ließ Bruder Benedikt vor allem eine Gemeinderätin schwadronieren. Die Kollegin lese ihre sehr tragenden Formulierungen gerne vom Blatt. Beim Rekord-Haushalt für 2020 in Höhe von 46 Mio. Euro halte sie einen Schuldenstand in Höhe von 8 Mio. Euro absolut vertretbar, insbesondere da die Investitionen auch künftige Einnahmen bringen werden“. Vor allem die letzte Aussage untersuchte Bruder Benedikt dann doch genauer. Doch da sähe es mau aus. Bei jährlichen Betriebskosten beim Schwimmbad von 1 Mio. seien Einnahmen und durch Gebühren und Mieten eher vernachlässigbar. Die Baukosten beim Wohnprojekt Zuhause am Hölzl liefen mit Kostensteigerungen von 25% in nur zwei Jahren auch schon aus dem Ruder. Bis zum Ausgleich der Investition über die Mieteinnahmen müsse man bis 2052 warten. Auch beim Stephanihaus, die Hälfte der Kosten finanziert die Gemeinde, gebe es keine Einnahmen. Im Gegenteil: Für die Rathaus-Büros und den Gemeindesaal müsse die ortsübliche Miete bezahlt werden. Auch Neubau und Sanierung des Feuerwehrhauses kreierten keine Einnahmen. Nur beim geplanten Kreisverkehr am Sportplatz hatte Bruder Benedikt eine Idee, wie man die Kosten von einer Millionen Euro vielleicht nachhaltig reduzieren könnte: mit einer Ein- und Ausfahrgebühr. 

Besonderen Raum gab Bruder Benedikt schließlich der letzten Bauausschuss- und anschließenden Gemeinderatssitzung. Da habe der Bürgermeister doch die 58 Seiten Einwendungen von Behörden und Bürgern zum Bebauungsplan B471 in 45 Minuten abhandeln wollen. Real seien es dann dreieinviertel Stunden gewesen. Aber mit einem guten Ergebnis, Annahme mit Unterstützung der CSU-Steigbügelhalter-Fraktion. Die müsse sich immer wieder erkenntlich zeigen, dass man als nur viertstärkste Fraktion das Amt des 3. Bürgermeisters bekleiden darf. 

Zuletzt machte Bruder Benedikt noch Werbung in eigener Sache, indem er darauf hinwies, dass es im neuen Gemeinderat künftig auch einen Fastenprediger geben könne: „Mit drei Stimmen auf Liste 7 Platz 5.“